Jörg Gedan | Partita facile (2003) für zweichöriges Streichorchester Bordun Tanz Reigen Trauriges Lied Galopp Papillon Ostinato Sarabande Blues Schüler der Streicherklassen Natalie Allerborn, Michael Becker, Cornelia Kempf Einstudierung und Leitung: Cornelia Kempf | |
J. Brahms S. Rachmaninoff |
"Schlafe mein Schätzchen" "Schwesterlein" "Gott sei gelobt" "Ave Maria" Mädchenchor der Vejle Kommunes Musikskole Leitung: Pauli i Sandagerði |
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Willy Stolarczyk | China House op. 39 a (1985/93) Ein chinesischer Mittagstisch in sechs Gängen für Flöte und Klavier Maissuppe mit Hühnerfleisch Mini-Frühlingsrolle Knusprige Bratkrabben mit süß-saurer Soße Rindfleisch mit Bambussprossen-Gemüse Curryhühnchen Eis mit Schlagsahne Lise Stolarczyk, Querflöte Willy Stolarczyk, Klavier |
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Willy Stolarczyk | Die Ballade der drei Orangen op. 87 (2002) oder: Die Erzählung von einem Heiratsantrag, der nicht wie geplant verlief. Für Bariton, Klavier und CD-Geräuscheffekte Flemming Meng Sørensen, Bariton Willy Stolarczyk, Klavier |
Jörg Gedan |
"BILDER EINER STADT" (2003/2004) Schleswiger Orchester-Suite Introduktion: "Im Dome" (J. Gedan) "Nachts am Ufer der Schlei" (P. i Sandagerði) "Ein Märchen auf dem alten Schloss" (W. Stolarczyk) "Auf dem großen Markt 1548" (J. Gedan) "Himmel über Schleswig" (W. Stolarczyk) "Pest" (P. i Sandagerði) Finale: "Im Dome" (J. Gedan) Jugendorchester der Kreismusikschule mit Musikschülern aus Vejle Einstudierung: Björn Mummert, Willi Neu Aufführungsleitung: Willi Neu |
Neben London Borough of Hillingdon, England, und Mantes-la-Jolie, Frankreich, ist seit 1977 auch das dänische Vejle Partnerstadt Schleswigs, und diese Partnerschaft hat auch in den Musikschulen beider Gemeinden Früchte getragen:
2001 gab es auf Einladung der Vejle Kommunes Musikskole ein erstes Zusammentreffen mit den Bigbands und den Flöten-Ensembles der beiden Musikschulen, 2002 stattete die Vejler Bigband den Schleswigern ihren Gegenbesuch ab. Seither wird der Kontakt weiter gepflegt, und in diesem Jahr war das Stadtjubiläum willkommener Anlaß zu weiterer Zusammenarbeit.
Jörg Gedan ist Lehrer an den Kreismusikschulen Schleswig-Flensburg und Nordfriesland. Neben seiner pädagogischen Tätigkeit widmet er sich der Komposition und hat Stücke für den Unterricht, für "Jugend musiziert" und auch Konzertmusik geschrieben. Seine "Kleine Kammermusik für junge Geiger und Pianisten" ist beim Heinrichshofen-Verlag erschienen.
Pauli í Sandagerði ist Vorsitzender des Faröer Komponisten-Verbandes; er ist als Chorleiter tätig und als Komponist sehr aktiv, wobei neben Orchester-, Kirchen- und Kammermusik, sein Schwerpunkt auf dem Liedschaffen liegt. Sein "Tango non Argenti" errang 2002 beim Kompositions-Wettbewerb des dänischen Jacob Gade Tango Festivals den ersten Preis.
Willy Stolarzcyk, Mitglied des "Dansk Komponistforbund", begann seine Laufbahn als Pianist und hat u.a. an der Hochschule für Musik in Aarhus gelehrt. 1989 wurde er Stadtkomponist von Holstebro, 1991 Kulturdirektor der Gemeinde Vejle, 1998 Stadtkomponist von Vejle. Er hat mehr als 90 Werke vom Klaviersolo bis zu Stücken für Sinfonie-Orchester geschrieben, die alle aufgeführt worden sind.
1. Introduktion: "Im Dome" (J. Gedan) – Der Schleswiger Dom, dessen Gewölbe 1280 fertiggestellt und der 1501 als Hallen-Backsteinkirche vollendet wurde, ist Ausgangspunkt des Rundgangs. Zu hören ist ein dreitöniges Glockenmotiv und eine Melodie, die aus den Buchstaben des Namens S-c-h-l-e-s-wi-g gebildet wird, aus der sich hier eine festliche Choralmelodie entwickelt und die in den folgenden Bildern wieder aufgenommen wird.
2. "Nachts am Ufer der Schlei" (P. i Sandagerði) – Ein Notturno, bei dem man an Mondschein, der sich auf dem Wasser spiegelt, an sanft in der Dämmerung dahingleitende Segelboote und an die melancholische Stimmung eines nächtlichen Abschieds denken mag.
3. "Ein Märchen auf dem alten Schloß" (W. Stolarzcyk) – Um Schlösser ranken sich Sagen, Legenden und Märchen, und um ein Märchen geht es in diesem Bild, in dem in sieben kurzen Episoden die Geschichte einer Romanze erzählt wird, die sich so vielleicht auch einmal auf Schloß Gottorf zugetragen haben könnte: "Es war einmal..." – "Ankunft des Prinzen" – "Prinz und Prinzessin" – "Schloßgespenster" – "Hochzeit" – "Ein Walzer für Braut und Bräutigam" – "Das Fest ist zuende..."
4. "Auf dem großen Markt 1548" (J. Gedan) – Am Freitag, den 13. April 1548, wurden auf dem damaligen Großen Markt Lene Jürgens und ihre Tochter und die Kuhhirtin Metke Fustken bei lebendigem Leib verbrannt – der erste verbürgte Fall von Hexenverfolgung in Schleswig, dessen Gerichtsakten heute noch einsehbar sind. Auch in Schleswig zog sich die Hexenverfolgung weit bis ins 17. Jahrhundert hin.
5. "Himmel über Schleswig" (W. Stolarzcyk) – Inspiriert wurde diese musikalische Impression von einem Bild, dessen Original sich im Schleswiger Rathaus befindet, nämlich dem "Himmel über Schleswig" von Hans Ruprecht Leiß. Eine Reproduktion dieses Bildes hängt im Büro der Kreismusikschule, eine weitere – Gastgeschenk anläßlich eines Besuches der Kreismusikschule – im Arbeitzsimmer von Willy Stolarzcyk in Vejle, der mit Blick auf das Gemälde diesen Satz entwarf.
6. "Pest" (P. i Sandagerði) – 1356 sterben im Herzogtum Schleswig 4/5 aller Einwohner an der Pest. Es soll nicht die letzte Epidemie bleiben, weitere werden aus dem 17. Jahrhundert berichtet, die letzte davon im Bereich Dänemark und Norddeutschland im Jahr 1682. Danach folgen Cholera und Pocken.
7. Finale: "Im Dome" (J. Gedan) – Das letzte Bild greift musikalisch den Anfang der Suite wieder auf und steigert das Glockenmotiv und den Choral der Introduktion zu einer feierlichen Schlußfuge. So endet der Rundgang gewissermaßen mit einem Jubiläums-Festakt dort, wo er begonnen hat.
"Bilder einer Stadt" heißt die Orchestersuite, die der Schleswiger Komponist Jörg Gedan und die dänischen Komponisten Pauli i Sandagerði und Willy Stolarczyk gemeinsam entworfen hatten. Entstanden war das Werk anläßlich des Stadtjubiläums, das willkommener Anlaß zu grenzüberschreitender Kooperation zweier Musikschulen war. Und so hatten sich im Saal neben vielen Schleswiger Musikschülern auch Vejler Mitwirkende eingefunden, um einen Konzertabend zu bestreiten, der beim Publikum mit großer Begeisterung aufgenommen werden sollte.
Zu Beginn des Programms erklang Gedans "Partita facile", eine Folge von neun kleinen Sätzen für doppelchöriges Streichorchester. Die klangvoll gesetzten Stücke vereinigten an die 50 junge Streicher auf der Bühne und ermöglichten es, Anfänger und Fortgeschrittene zum gemeinsamen Musizieren zusammenführen. Dies war die eigentliche Idee des Werks, und sie umzusetzen, war dem Komponisten überzeugend und abwechslungsreich gelungen, und so erntete gleich der erste Beitrag, einstudiert und geleitet von Cornelia Kempf, großen und anhaltenden Applaus.
Ein dänischer Mädchenchor der Musikschule Vejle unter der Leitung von Pauli i Sandagerði setzte das Programm in kleinerer Besetzung fort und präsentierte nicht nur isländisches und faröisches Liedgut, sondern auch Johannes Brahms "Schwesterlein" in ansprechendem, stimmungsvollen A-Capella-Gesang.
Humorvoll stellte sich danach der dritte Komponist vor. Willy Stolarcyk am Klavier musizierte mit seiner Frau Lise an der Querflöte die Vertonung einer chinesischen Speisekarte: "China House" nannte er eine Suite in fünf Sätzen, die trotz der Beschränkung auf wenige Stilmittel, nämlich pentatonischer Wendungen auf schwarzen Klaviertasten und gänzlich auf Baßtöne in der Klavierbegleitung verzichtend, geistvoll und farbenreich Gerichte von Süßsaurem bis zum Eis mit Schlagsahne in Töne umsetzte.
Nicht weniger humorvoll dann der Schluß der ersten Konzerthälfte, Stolarczyks "Ballade von den drei Orangen", in der ein Jüngling versucht, sich in einer Opernaufführung seiner Angebeteten zu nähern, die davon allerdings nichts weiß und nichts bemerkt. Der dänische Bariton Flemming Sörensen, Leiter der Musikskole Vejle, trug das Werk zum Teil in deutscher, zum Teil in dänischer Sprache einem amüsierten Publikum vor.
In der zweiten Hälfte war dann die Uraufführung der Schleswiger Orchestersuite zu hören, an der drei Komponisten monatelang gearbeitet hatten und die vom Jugendorchester der Kreismusikschule, an diesem Abend verstärkt durch dänische Mitspieler, in zahlreichen Übungsabenden ebenso lange geprobt worden war. In sieben "Bildern einer Stadt" wurde die Tonfolge "S-c-h-l(la)-e-s-wi(mi)-g" abwechslungsreich variiert, und in einem Rundgang durch die Stadt waren nicht nur Bilder in Musik umgesetzt, wie sie sich heute bieten, sondern auch aus der langen Geschichte der Stadt. So vertonte Gedan eindrucksvoll und hervorragend instrumentiert den ersten verbürgten Fall von Hexenverfolgung in Schleswig, Sandagerði steuerte einen Satz bei, der die Pest von 1356 in düsteren Klangfarben malte, und Stolarczyk schrieb eine Romanze, die er "Märchen auf dem alten Schloß" nannte und die in mehreren kurzen Episoden und interessanten Klangfarben eine Geschichte beschrieb, wie sie sich vielleicht auch einmal auf Schloß Gottorf zugetragen haben könnte. "Nachts am Ufer der Schlei" von Sandagerði, solistisch vorgetragen von Oboe, Violine, Cello und Streicherbegleitung, und "Himmel über Schleswig" von Stolarzcyk ergänzten das Werk, das seinen Rundgang dort beendete, wo es begonnen hatte: "Im Dome", in dem Gedan den Anfang der "Introduktion" wieder aufgriff und zu einer festlichen Schlußfuge steigerte.
Belohnt wurden die Anstrengungen der Mitwirkenden von begeistertem Applaus, der lange anhielt. Er galt nicht nur den Komponisten, er galt auch dem Dirigenten der Aufführung, Willi Neu, der mit klarer, konzentrierter Zeichengebung und intensivem Proben vor der Aufführung wesentlich zum Gelingen des Abends beitrug.
Insgesamt war es ein Konzert von bemerkenswertem Niveau, in dem grenzüberschreitende Zusammenarbeit geleistet wurde, deren Ergebnisse überzeugender nicht hätten ausfallen können.